Gib‘ Clubhouse eine Chance! Ok, mach‘ ich ja. Ich klick‘ mich rein, in die neue, schöne Audio-Welt im (noch) elitären Club. Ups, da ist der alte Gottschalk und redet mit Sascha Lobo, Dunya ist auch da. Die gesammelte Berliner Politik- und Medien-Blase auch – auf Du und Du mit der Basis. Cool. Und ich gehöre auch dazu. Darf auch duzen.
Neugierig zappe ich von einem Raum in den nächsten, höre vollkommen verstört nix – im „Ruheraum“. Ebenso nix in den sakrosankten Hallen des „Stillen Vernetzens“. So ein Schwachsinn, denke ich mir. Eine Audio-App, die nix von sich gibt! Na gut! Meine Zapping-Tour bringt mich aber auch in die Räume, in denen doch tatsächlich getalkt wird. Über die Zukunft der Innenstädte, über Rassismus, über Clubhouse, über dies und das. Auch über die Frage „Wofür bist du gerade dankbar?“, über die „Wahre Authentizität in Social Media & Community“ und – ganz wichtig – die Gründe „warum ich heute aufstehe“. Spannend, denke ich und zappe weiter.
„Du, das ist super toll, dass du uns an deinen Gefühlen teilhaben lässt. Danke, Jule, möchte jemand zu Jules mutigen Sätzen etwas sagen? Das wäre echt toll!“ Mutige Sätze? Ich werde hellhörig. Hier geht scheinbar was ab. Jetzt ist Eliza dran. Hektisch hat ihr Micro-Symbol geblinkt. Ein untrügliches Zeichen, dass ihr etwas unheimlich toll gefallen hat, oder dass sie unbedingt etwas sagen möchte. Der Moderator gibt ihr das Wort. Und siehe da, bei Eliza trifft beides zu. Ihr haben die mutigen Sätze von Jule gefallen und das möchte sie „einfach mal loswerden“. Paul findet es total gut, dass hier in diesem „überragenden“ Raum so toll gewaltfrei kommuniziert wird. Und Stefan stimmt ihm da total zu.
Ich versuche derweil zu ergründen, welche mutigen Sätze Jule eigentlich gesprochen hat. Der Versuch misslingt. Hier schlägt das Clubhouse-Prinzip zu: Was gesagt wird, verschwindet gleich wieder. Nichts wird aufgezeichnet und für die Nachwelt erhalten. Wenn ich es also nicht mehr mitbekomme, dann ist das vielleicht die Gnade des späten Einschaltens. Einer, der sich aber nicht auf die Vergessens-Kultur im Club verlassen konnte, war der Bodo aus Thüringen. Blöd, dass einer aus der Medienblase mitgeschrieben und der Welt berichtet hat, dass Bodo während der Corona-Runde im Kanzleramt vorzugsweise Candy Crush daddelt. Blöd gelaufen! Welches Level er dabei erreicht hat, weiß ich leider nicht – über das gegenwärtige von Clubhouse geht es aber bestimmt hinaus.
Über den Autor:
Klaus Schardt
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klaus.schardt@kontext.com
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