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05.07.2021

Mehr Agentur verstehen #16

Unternehmen: Wie transparent ist zu transparent?

VON JAN FRANKOWSKI | 05.07.2021

Zwischen „offenen Karten“ und „heruntergelassener Hose“

Transparenz und Augenhöhe sind heutzutage für viele Menschen Grundvoraussetzung dafür, dass sie Vertrauen aufbauen. Vertrauen zu Mitmenschen, aber eben auch zu Unternehmen und Marken. Die Käufer, Nutzer, Rezipienten und Mitarbeitenden wollen verstehen und verstanden werden. Das stellt die Kommunikatoren vor Herausforderungen, die es früher nicht gab. Es geht nicht mehr nur darum, dass die Botschaften rausgefeuert werden. Es geht um Mitgefühl, Ehrlichkeit, Vertrauen, Offenheit und das Gefühl, gleichberechtigt zu sein. Partikularinteressen müssen deutlich stärker in Betracht gezogen und das eigene Handeln dahingehend hinterfragt werden, welche Bedeutung es in den Augen aller Gruppen – ja teilweise auch einzelner Menschen – hat.

Was bedeutet das für die externe Kommunikation?

Die Gruppe derer, für die Marken extern kommunizieren, ist in den meisten Fällen sehr heterogen. Und ihr Anspruch ist in den letzten Jahren gestiegen. Marken müssen nachvollziehbar handeln. Nachhaltigkeit, Ressourcenbewusstsein, Haltung zu gesellschaftlichen Trends und Entwicklungen – all das muss mittlerweile bedacht werden. Und das ist auch gut so. Die neuen Anforderungen an die Kommunikation geben Marken und Unternehmen viele neue Möglichkeiten, sich zu positionieren, Einblicke zu geben und nahbar zu sein. Gelingt es, eine enge Beziehung zu den Nutzern/Kunden aufzubauen, indem man offen über Werte spricht und sie auch im unternehmerischen Handeln unter Beweis stellt, schafft man Verbindungen, die weitaus enger sind als je zuvor.

Was bedeutet das für die interne Kommunikation?

Warum stehe ich eigentlich jeden Morgen auf und gehe zur Arbeit? Diese Frage überkommt jeden Menschen mindestens einmal im Laufe der Karriere – andere würden sagen: Der Gedanke kommt mindestens einmal am Tag. Auch wenn die Mitarbeitenden die Antwort auf die Frage selbst finden müssen, kann der Arbeitgeber ihnen bei der Suche danach zumindest helfen. Er kann zeigen, dass ihm an den Kollegen etwas gelegen ist, dass ihre Wünsche, Sorgen und Nöte erkannt und berücksichtigt werden. Er kann sie auf die gemeinsamen Werte des Unternehmens einschwören und für die Vision und Mission begeistern. Gelingt das durch eine offene und ehrliche Kommunikation, sind die Mitarbeitenden im Idealfall der Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ schon ein gutes Stück nähergekommen.

Wie transparent ist zu transparent?

Die Frage aller Fragen für jeden, der auf die Unterstützung anderer baut. Egal, ob es sich um Politiker handelt, die gewählt werden wollen, ob es Unternehmen sind, die ihre Produkte verkaufen wollen, oder ob es Chefs sind, die ihre Mitarbeitenden mitnehmen wollen. Offenheit und Ehrlichkeit schaffen Vertrauen und laden zur Teilhabe ein. Auf der anderen Seite sind politische und unternehmerische Entscheidungen häufig sehr erklärungsbedürftig, die Zusammenhänge teils kompliziert und nicht immer für jeden auf Anhieb verständlich. Es besteht also die Gefahr, dass Diskussionen aufkommen und Unmut entsteht.

Wichtig ist – das gilt vor allem in der internen Kommunikation –, dass die Führungsebene erkannt hat, welches Potenzial in informierten und motivierten Mitarbeitenden steckt. Klar gibt es auch Unternehmenszahlen, die nicht weitergegeben werden können. Die rote Linie muss jeder für sich selbst ziehen. Aber je besser die Kolleginnen und Kollegen verstehen, welchen Einfluss ihre persönliche Tätigkeit auf den gesamten Erfolg des Unternehmens hat, desto höher ist im Normalfall auch die Motivation.

Transparenz wird zum Balanceakt

Wir beraten immer wieder Kunden, die vor der Frage stehen, ob sie intern und extern mit „offenen Karten“ spielen sollen. Die Antwort ist fast immer: Ja! Die Chancen, davon zu profitieren, überwiegen – bis auf wenige Sonderfälle, beispielsweise in Krisensituationen – fast immer die negativen Effekte. Die PR- beziehungsweise Marketing-Verantwortlichen und Chefs müssen dabei verstehen, dass transparente und stringente Kommunikation nicht etwa bedeutet, „die Hosen herunterzulassen“ und alle Informationen ungefiltert nach außen oder an die Mitarbeitenden zu geben. Eine Balance ist wichtig. Wie Sie die hinbekommen, erklären wir Ihnen gerne!

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Über den Autor:

Jan Frankowski
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