Eine Hommage an die Kollegen
Es geht nicht darum, zu jammern. Es geht auch nicht darum, einen weiteren Text pro oder contra Homeoffice zu schreiben. Nein, es geht um die Zwischendrin-Kreativität, die jeder kennt, die ungemein wertvoll und doch völlig unterschätzt ist. Wenn Sie das Wort noch nicht gehört haben, dann liegt das daran, dass mir gerade kein besseres dafür eingefallen ist und ich mich dann zu der Neuschöpfung entschlossen habe.
Was das Wort meint, ist aber hoffentlich klar, oder? Der Moment, wenn sich zwei Kollegen an der Kaffeemaschine über irgendetwas unterhalten, eines zum anderen kommt und dann am Ende der Satz fällt: „Das ist gar nicht mal so doof. Lass uns das doch für unseren Kunden XY nutzen.“ Hand aufs Herz: Viele Ideen kommen in Kommunikationsagenturen eher zufällig zustande. Nicht geplant, auf keinen Fall in einem erzwungenen und meist viel zu lange angesetzten Brainstorming.
Worauf es "zwischendrin" ankommt:
Die Zwischendrin-Kreativität lebt natürlich von der Erfahrung der Kreativen: Je mehr sie gesehen, erlebt und umgesetzt haben, desto leichter fällt es, aus losen Gedanken, einer wirren Idee oder einem vagen Ansatz etwas Bahnbrechendes für einen Kunden zu stricken. Damit die Kreativität aber entfesselt wird, braucht es einen Impuls – und damit sind wir wieder bei den zufälligen Bürogesprächen, die sich im Laufe eines normalen Tages eigentlich ergeben.
Und ja, wir haben Videochat-Tools, Chatprogramme, Scrum-Boards, Morning-Meetings und alles, was sonst noch dazu gehört. Mit den digitalen Mitteln können wir unseren Arbeitsablauf gut abbilden und haben es – übrigens schon vor Corona – geschafft, dass wir eine sehr digitale Agentur werden. Auch die Projekte, die wir seit der ersten Corona-Welle umgesetzt haben, zeigen, dass es uns an Kreativität unter diesen Umständen nicht unbedingt fehlt – aber, und da müssen wir so ehrlich sein, es ist anstrengender geworden, manchmal zäh. Aus der Zwischendrin-Kreativität, die sich gut angefühlt hat, die leicht war und locker von der Hand ging, wurde Arbeit. Wir mussten uns „zwingen“, in Kreativrunden zusammenzukommen.
Kurz gesagt: Homeoffice ist super. Homeoffice wird bleiben. Und dennoch vermisse ich die Zwischendrin-Kreativität, bei der der Spaß und eben nicht die Arbeit im Vordergrund steht. Ich kann es kaum erwarten, bis wir wieder zurückkehren zu der „neuen Normalität“ – an der Kaffeemaschine, am Kickertisch oder auf der Dachterrasse.
Über den Autor:
Jan Frankowski
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jan.frankowski@kontext.com
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