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23.09.2021

Mehr Agentur verstehen #18

Wahlplakate in Fürth: Wie gelingt der optische Stimmenfang?

VON JULIANE APPIS | 23.09.2021

Juliane vs. 5 Direktkandidaten aus Fürth

Intensiv haben die Parteien in den vergangenen Wochen um die Gunst der Wähler geworben: Trielle im TV, Werbespots im Radio, wortgewaltige Botschaften in den Sozialen Medien und – ganz wichtig – siegessicher lächelnde Direktkandidaten an jedem freien Laternenmast, auf Litfaßsäulen und Großflächen. Was wäre ein Wahlkampf schon ohne all die mal mehr, mal weniger pfiffig gestalteten Plakate?!? Sicherlich ein wenig umwelt- und ressourcenschonender – aber das sei mal dahingestellt. Solange auch die Grünen noch auf die gedruckten Werbemittel setzen, wollen wir keine Diskussion anzetteln. Stattdessen ziehen wir lieber unsere Grafikerin Juliane zu Rate und lassen sie einen professionellen Blick auf die Plakate der Fürther Direktkandidaten werfen:

Partei #1: SPD

Direktkandidat: Carsten Träger 

Rot und Schwarz dominieren die Plakate der SPD. Klar und eindeutig unterstreichen sie damit die Hauptfarben der Partei und schaffen so eine eindeutige Wiedererkennung. Offen und voller Tatendrang blickt Olaf Scholz uns von den Plakaten entgegen. Dazu ein kurzes Statement, was das Ganze noch unterstreicht. Die Gestaltung ist auf das Wesentliche reduziert, bringt alles klar auf den Punkt und ist für den Betrachter gut und schnell zu erfassen. Eine gelungene Gestaltung! Was Carsten Träger mit seinen individuellen Plakaten dagegen leider ganz und gar nicht gelingt. Zu kleinteilig und viel zu weit weg von der klaren Optik der Bundeskampagne, wirkt es fast wie die Werbung einer anderen Partei.

Partei #2: CSU

Direktkandidat: Tobias Winkler

Klassisch blau/weiß präsentiert sich die CSU mit ihren Plakaten. Ähnlich wie bei der CDU wird dabei mit scharfen und unscharfen Bereichen gespielt, was es dem Betrachter erleichtert, den Kandidaten Tobias Winkler schnell zu erfassen. Die Hauptfarbe ist helles Blau mit Akzenten von hellem Grün. Das wirkt frisch. Heimatliche Motive verschwimmen im Hintergrund, lassen sich nur erahnen und stellen nicht wirklich einen Bezug zur Region her. Gut gefällt mir dagegen, dass der Kandidat groß in den Vordergrund gesetzt ist. Schließlich geht es doch darum, mit den Plakaten Aufmerksamkeit zu erreichen und die Partei mit ihrem Kandidaten als vertrauenserweckend zu präsentieren, was der CSU mit Tobias Winkler gut gelingt. Umfangreiche Inhalte aus dem jeweiligen Wahlprogramm sind auf Wahlplakaten schon allein aus Platzgründen nicht unterzubringen. Die CSU löst das – übrigens als einzige Partei – geschickt mit einem QR-Code auf dem Plakat, der zum Wahlprogramm führt.

Partei #3: DIE GRÜNEN

Direktkandidat: Uwe Kekeritz

„Gemeinsam Zukunft gestalten“: Ich muss gestehen, dafür ist mir der Direktkandidat der Grünen in Fürth etwas zu alt! Er erinnert mich mit seinem Bild an Peter Lustig, die gelbe Sonnenblume könnte auf den ersten Blick auch ein Löwenzahn sein. Grundsätzlich finde ich die Symbolkraft der Plakate aber gut. Die in Duplex in Grün verfremdeten Fotos der Kandidaten unterstreichen den Parteinamen. So wird auf den ersten Blick klar, wer hier um die Wählerstimmen wirbt. Die Kombination mit dem Gelb macht die Plakate frisch und positiv. Der Störer in softem Rot harmoniert gut mit der grünen Farbgebung. Die kursive Typografie wirkt dynamisch und unterstreicht die Message: Gemeinsam Zukunft gestalten.

Partei #4: Die Linke

Direktkandidat: Hermann Ruttmann

Rot und Pink – das beißt sich, so zumindest bis vor einigen Jahren die landläufige Meinung! Doch mittlerweile ist die Farbkombi nicht nur modisch höchst angesagt. Eignet sie sich deshalb auch für den Einsatz auf Wahlplakaten? Dass es funktionieren kann, haben wir nicht zuletzt selbst mit den Plakaten der SPD Fürth im erfolgreichen Kommunalwahlkampf 2020 gezeigt. Da erscheinen neben dem typischen Rot auch ein Purpur und ein Blauton. Das hat den Linken wohl gefallen. Denn in ziemlich ähnlichen Farben sind jetzt auch deren Plakate gestaltet. Allerdings war man hier mit dem Rot etwas zu großzügig, sodass das Gesicht von Hermann Ruttmann nach einem etwas zu langen Sonnenbad aussieht.  Dominiert werden die Plakate von dem Wort „Jetzt!“. Die Botschaft ist klar zu lesen und wirkt fast wie eine BILD-Schlagzeile. Damit sind es diese Plakate, die wohl am meisten ins Auge stechen. Die Bildauswahl wirkt jedoch sehr primitiv. Die Fotos sind unprofessionell und stiften mehr Unruhe, als dass sie dem Plakat Mehrwert verschaffen. Die Personenplakate der Spitzenkandidaten Janine Wissler und Dietmar Bartsch wirken dagegen im Vergleich deutlich ruhiger und klarer.

Partei #5: FDP

Direktkandidat: Daniel Bayer

Sattes Gelb und klassisches Blau – das war einmal! Seit Christian Lindner an vorderster Front mitmischt, setzt die FDP auf eine deutlich auffälligere Farbgebung: So dominieren jetzt ein leuchtendes Gelb und ein kräftiges Pink die Plakate. Das klassische Blau wurde deutlich heller und tritt nur noch sehr zurückhaltend als Akzentfarbe auf. Die Plakate wirken dadurch frischer und moderner. Die Bilder in Schwarzweiß bilden eine neutrale Basis und verleihen den Aussagen auf den Plakaten Leuchtkraft. Waren die Fotos zuletzt noch vollflächig platziert, verlieren die Plakate dieses Mal durch den großen Weißraum an Signalwirkung. Die Bilder der Kandidaten sind nur halb so groß und die gelbe Fläche, auf denen der Wahlspruch in Magenta platziert ist, kommt auf dem weißen Hintergrund bei Weitem nicht so gut zur Geltung. Der Fürther Kandidat Daniel Bayer macht einen offenen, sympathischen Eindruck, wirkt auf den Plakaten aber gleichzeitig noch recht jung, kindlich – und vielleicht auch noch nicht wirklich erfahren genug, für eine solch große Aufgabe?

Fazit: Wirklich entscheidend für den Ausgang der Wahl sind die Plakate sicherlich alle nicht – gibt es doch inzwischen so viele verschiedene Wege, sich eine Meinung zu bilden. Und trotzdem gelten sie nach wie vor als wichtiges Mittel, um die Sympathie der Wähler zu gewinnen. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Verbesserungspotenzial erkennt unsere Fachfrau bei jedem Plakat. Ihre Empfehlung: Weniger ist hier auf jeden Fall mehr! Weil die Plakate für Inhalte aus dem jeweiligen Programm kaum Platz bieten, muss die Optik umso überzeugender sein. Professionelle Fotos, gut ausgesuchte Farben, ein knackiger Slogan und Wiedererkennungswert sind die Faktoren, die ein Plakat zu einem echten Hingucker im Wahlkampf machen. Wie’s gelingt, zeigen wir Dir gerne! 

ganzkörperbild von juliane appis

Über die Autorin:

Juliane Appis 
0911 9747814
juliane.appis@kontext.com

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